ORGANIZE!

Vernetzung für Solidarität und kollektive Selbstermächtigung

21. Februar 2020
von orgze
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Vernetzungstreffen Ost 22.02.2020 – Workshopberschreibungen

Workshopberschreibung Nr. 1

Von Legida zur AFD – Rechte Kontinuitäten? Und was waren unsere Antworten

Sa – 12:30 – Ost-Passage Theater

Vor fünf Jahren wurde das erste Vernetzungstreffen Ost organisiert – damals noch im Kontext der Proteste gegen Legida. Fünf Jahre später sitzen (neu-)rechte Kräfte im Bundestag sowie allen Landtagen und haben gerade in den ostdeutschen Parlamenten enorm viele Stimmen gesammelt.
Wir treffen uns im Ost-Passage Theater, um von damals und heute aktiv beteiligten Akteur*innen zu hören, wie sie die rechten Bewegungen der letzten Jahre charakterisieren. Darüber hinaus werden wir von ihnen einen Einblick in ihre politischen Praxen im Kontext dieser Entwicklungen erfahren. Im Anschluss wollen wir uns gemeinsam austauschen und reflektieren, um so Ideen für das Zukünftige anzuregen.
Dieser Workshop besteht aus einem Input- und einem Diskussionsteil, dabei versuchen wir den Balanceakt, Menschen mit vielen und wenigen Erfahrungen mitzunehmen und nicht zu langweilen.

Einführenden Input zur Diskussionsrunde „Von Legida zur AFD – Rechte Kontinuitäten? Und was waren unsere Antworten?“ gibtes von: chronik.LE, Jule Nagel, Legida? Läuft nicht. und (hoffentlich) Wann Wenn Nicht Jetzt.

chronik.LE dokumentiert seit 2008 faschistische, rassistische und diskriminierende Ereignisse in Leipzig, im Landkreis Leipzig sowie im Landkreis Nordsachsen. Auf www.chronikle.org finden sich mittlerweile mehr als 3.000 Einträge.
Alle zwei Jahre gibt chronik.LE die Broschüre Leipziger Zustände heraus, in welcher neben vertieften Analysen zu rechten Strukturen auch Betroffene von Diskriminierung zu Wort kommen.

Jule Nagel, aktiv seit 1999 in zahlreichen antifaschistischen und anderen linken Strukturen, versucht emanzipatorisches, außerparlamentarisches Denken und Handeln auch in Parlamenten zu vertreten bzw das eine mit dem anderen zu verknüpfen.

Das studentische Bündnis „Legida? Läuft Nicht.“ wurde im Januar 2015 gegründet, um an der Universität Leipzig Proteste zu organisieren gegen den rechtspopulistischen und rechtsradikalen Leipziger Ableger des Pegida Protestformates. Über zwei Jahre hinweg mobilisierte und plante das Bündnis Veranstaltungen an der Universität und darüber hinaus. Es gab auch eine enge Zusammenarbeit mit weiteren Initiativen und Gruppen in der Stadt.

Workshopbeschreibung Nr. 2

Heimliche Hirachien in Gruppen?

Sa – 16:00 – Element Ost Yoga

Im Workshop stellen wir uns die Frage, wie sich Gruppen ermächtigen können erfolgreich zu sein. Es wird einen kleinen Input geben zu Macht und Ohnmacht in Gruppen und dazu, wie ein konstruktives Arbeiten möglich wird. Danach wollen wir erlebbar machen, wie Rollen im Dialog ausgehandelt werden können, sodass keine verdeckten Hierarchien die Gruppe blockieren.

Der Workshop „Hirachien in Gruppen?“ ist eine Zusammenarbeit der Prozesswerkstatt und ModeM – Kollektiv für Gruppenprozessbegleitung.

Die Prozesswerkstatt ist ein emanzipatorisches Bildungs- und Beratungskollektiv.
Wir haben das Ziel, die Fähigkeit zu kooperativer Kommunikation und konstruktiver Konfliktbearbeitung von Gruppen und Initiativen zu verbessern, die für eine sozial und ökologisch gerechtere Gesellschaft eintreten. Um dieses Ziel zu erreichen, bieten wir Workshops und Gruppenprozessbegleitung an. Außerdem erforschen, sammeln und entwickeln wir Methoden und Inhalte, die Gruppen und Teams dabei unterstützen Konflikte gemeinsam Konflikte zu bearbeiten und konstruktiv zusammen zu arbeiten.

Internetseite der Prozesswerkstatt:

ModeM ist ein Zusammenhang von Menschen in Leipzig, die in verschiedenen Projekten und Gruppen aktiv sind und als Begleitende und als Teilnehmende, Erfahrungen mit moderierten Gruppenprozessen haben.
Wir moderieren, beraten, mediieren und supervidieren eure aktuellen Fragestellungen und Gruppenprozesse.
Wir bestärken euch dabei, einen starken Konsens zu finden, der die Bedürfnisse aller Beteiligen einbezieht. Beraten euch beim Entwerfen von Kommunikationsstrukturen und der Reflexion eurer Gruppenstruktur, mit Blick auf Hierarchien und eingefahrenen Kommunikationsmustern.

Kontakt unter: modem(at)notraces.net
http://modem-kollektiv.org/

Workshopbeschreibung Nr. 3

Kohle-Stammtisch Nr. 1 – Finanzier dein nächstes revolutionäres Projekt

Sa – 16:00 – Pöge-Haus

Die Frage, wie dein nächstes revolutionäres Projekt finanziert werden soll, ist noch offen? Bisher konnten zwar alle Ausgaben mit einer KüFa gedeckt werden, aber das sprengt den Rahmen dessen, was du dir als nächstes vorstellst? Da bist du nicht allein! Gemeinsam wollen wir darüber reden, was wir alles machen könnten, wenn wir das Geld dazu hätten. Dabei schauen wir auf vergangene, aktuelle und gerade erst geplante Projekte.

Wir wollen uns generell mit den Möglichkeiten der Projektfinanzierung beschäftigen, sowie grundlegende Fragen der Projektplanung gemeinsam diskutieren. Im nächsten Schritt wollen wir uns mit der Methode der kollektiven Beratung einem oder mehreren (von euren) Projekten widmen.
Also, Partizipation ist gefragt: Kommt mit euren Ideen, Skizzen und Vorstellungen vorbei!
Vorwissen ist dennoch nicht notwendig!

Wir vom AK Netzwerk der Rosa Luxemburg Stiftung Sachsen sind keine Expert*innen, aber zusammen können und wissen wir mehr, als wir uns zutrauen. Für eine solidarische Praxis und für tolle gemeinsame Projektplanungen.

Eine Veranstaltung im Rahmen des Vernetzungstreffen Ost in Kooperation mit der RLS Sachsen.

https://sachsen.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/2KOD5/kohle-stammtisch-nr%C2%B01/

Workshopbeschreibung Nr. 4

Wie intervenieren in Poliziekontrollen?

Sa – 12:30 – Pöge-Haus

Die Polizei darf an sog. „gefährlichen Orten“ verdachtsunabhängig Kontrollen durchführen, ist aber weiterhin an Gesetze gebunden, die ihre Befugnisse einschränken. Wir wollen uns damit beschäftigen, welches Handeln der Polizei zulässig ist und wie man intervenieren kann, wenn man diskriminierende Kontrollen beobachtet. Neben rechtlichen Grundlagen wollen wir uns durch Austausch von Erfahrungen Argumentationshilfen erarbeiten.

Dieser Workshop wird von CopWatch LE (https://copwatchleipzig.home.blog/) angeboten.

Workshopbeschreibung Nr. 5

Der Leipziger Osten bis 2025 – Diskussionen über Strategien im und aus dem Lokalen

Sa – 16:00 – Kulturbüro (Franz Sodann)

Der Leipziger Osten ist ein Ort vielfältiger sozialer und politischer Kämpfe, welche bisweilen äußerst unabhängig voneinander und teilweise sogar gegeneinander ausgefochten werden. Es ist wichtig, Wege zu finden, diese Kämpfe zusammenzuführen und gegen jene strukturellen Ungleichheiten auszurichten, die den Kämpfen zugrunde liegen und die sie erst notwendig machen. Eine Strategiedebatte verfolgt unserer Ansicht nach immer das Ziel, handlungsfähig zu bleiben, zu werden und zu sein. Dabei sollte diese nicht nur auf einer abstrakten Ebene geführt werden, sondern muss den dialektischen Prozess zwischen Theorie und Praxis präsent machen. Es gilt dabei nicht, die unterschiedlichen Strategien unter Zwang zusammenzuführen, sondern die Diversität der Gruppen und Kämpfe zu berücksichtigen. Das bedeutet zum Einen die Wertschätzung der Diversität emanzipatorischen Engagements und verfolgt zum Anderen die (utopische) Vision eines widerständigen Stadtteils, in dem ein solidarisches Miteinander möglich ist. „Ups, es ist ein Manifest geworden. Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich zurückhalten!“ „Du hast doch die ganzen hochtrabenden Begriffe gedropt! Selbst schuld.“ „Oh weh!“

Konkret haben wir vor, in drei Gruppen über Handlungsfähigkeit durch:
– gegenseitiges Verständnis & Zusammenarbeit,
– Öffentlichkeit und Diskurs sowie
– (breiten) Rückhalt aus dem Stadtteil
mit euch zu diskutieren. Diese Unterteilung ist ein Angebot, wir sind offen für und freuen uns auf das, was ihr mitbringt.

In diesem Workshop seit ihr die Refernt*innen, während wir von organize! die Moderation und Struktur anbieten.

C ya there!

8. Februar 2020
von orgze
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Vernetzungstreffen Ost am 22.02.2020

Liebe Interessierte und Aktive aus der Nachbar*innenschaft,

wie widerständige Praxen aussehen und wie wir als Bewohner*innen des Leipziger Ostens aus dem Stadtteil heraus handlungsfähig sind, darüber wollen wir uns beim Vernetzungstreffen Ost am 22. Februar 2020 austauschen.

Das Vernetzungstreffen Ost entstand 2015 als Format, um Proteste gegen Legida zu organisieren. Motiviert durch die Idee, im Lokalen wirkmächtig zu sein, veränderte sich das Vernetzungstreffen im Laufe der Zeit. Es wurde thematisch vielfältiger und zu einer kontinuierlichen Veranstaltung für Austausch und Vernetzung im Stadtteil.

Auf dem Programm für diese Mal steht:

12:00 Auftaktveranstaltung und Begrüßung im Ost-Passage Theater

12:30 – 15:00 Von Legida zu AfD – Rechte Kontinuitäten? Was waren unsere Antworten? im Ost-Passage Theater

12:30 – 15:00 Wie intervenieren in Polizeikontrollen? im Kulturbüro (Marianenstr. 101.)

15:00 – 16:00 Pause und Essen für alle im Pöge – Haus

16:00 – 19:00 Kohle-Stammtisch Nr°1 – Finanzier dein nächstes revolutionäres Projekt im Pöge-Haus

16:00 – 19:00 Der Leipziger Osten bis 2025 – Diskussion über linke Strategien im und aus dem Lokalen im Kulturbüro (Marianenstr. 101.)

16:00 – 19:00 Heimliche Hierarchien in Gruppen? im Element Ost Yogastudio

19:00 – 21:00 Ausklang und gemeinsamer Abschluss im Pöge-Haus

Die Adressen
Ost- Passage Theater (OPT) —-über ALDI, Konradstraße 27
Pöge- Haus e.V. ———————Hedwigstraße 20
Kulturbüro —————————Mariannenstraße 101
Element Ost Yogastudio ——–Schulze-Delitzsch-Straße 19

Schreibt uns gerne für Hinweise, Wünsche und wenn barrierefreie Räume oder Kinderbetreuung benötigt wird eine Mail an zentrale@organize-leipzig.net. Wir freuen uns auf euch!

25. April 2019
von Organize
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2 Workshops in den kritischen Einführungswochen

Es ist wieder so weit die Kritischen Einführungswochen an der Universität Leipzig sind schon in vollem Gange. Und auch Organize! gibt zwei Workshops – hier ein kleiner Auszug aus dem Programm:

Do, 09.05., 13 – 17 Uhr: Gentrifizierung in Leipzig und dem Leipziger Osten

Organize! / Campus Augustusplatz / S 015

Dieser Workshop ist ein Einführungsworkshop zum Thema Gentrifizierung. Thematisiert werden die Entwicklung des Leipziger Ostens in den letzten Jahren, die jeweilig eigene Rolle innerhalb dieser Prozesse sowie zugrunde zu legende Theorien.

Do, 06.06., 13 – 15 Uhr: Vernetzung für Solidarität und kollektive Selbstermächtigung

Organize! / Campus Augustusplatz / S 015

Vernetzung und Selbstverwaltung mit emanzipatorischem Anspruch im Leipziger Osten sind Themen, mit denen wir uns auseinandersetzen. Wie gehören sie zusammen? Wie sehen konkrete politische Handlungsansätze aus? Und warum sind sie (gerade) für (den) Leipzig(er Osten) so wichtig? Das wollen wir mit euch diskutieren.

Nachtrag: die Zeit des zweiten Workshop wurde von 12 -16 Uhr auf 13 – 15 Uhr geändert!

19. September 2018
von orgze
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Gewerkstadt – Der Stadtteil als die Fabrik des 21. Jahrhunderts?

Das politische Potential des Transformativen Community Organizing (TCO) im Leipziger Osten

„Crimespot oder Multikulti-Wunderland?“. Dieser vom ZDF aufgegriffene Gegensatz stellt zwei scheinbar konträre Erzählungen über die Stadtteile Neustadt-Neuschönefeld und Volksmarsdorf, meist kurz: Eisenbahnstraße, gegeneinander. Zwischen den jährlichen Kriminalitätsstatistiken und dem neuen, positiven Ruf der Stadtteile im Leipziger Osten werden die konkreten Probleme in den verschiedenen Lebensrealitäten der Menschen unter den Tisch gekehrt. Übergreifende Problemlagen, welche die meisten Menschen im Viertel auf unterschiedliche Weise betreffen und über soziale Milieugrenzen hinweg verbinden könnten, werden in die Privatsspäre verlagert und nicht in der Öffentlichkeit thematisiert. Dadurch werden soziale Probleme wie berufliche Perspektivlosigkeit, Mietprobleme und Angst vor Verdrängung, fehlende öffentliche Infrastruktur (Kinderbetreuungen, Schulen, Sozialberatung) und vieles mehr nicht politisch gelöst. Der Grundsatz des „Eigenen Glückes Schmied“ scheint das Leitprinzip der Studentin, des Gemüsehändlers, der Verkäuferin, der Jugendlichen, der Eltern und quasi allen Personen im Viertel. Nur an wenigen Orten tauschen sich Menschen über ihre jeweiligen Lebensrealitäten aus und betrachten diese im gesellschafltichen Zusammenhang. Meist bleiben die konkreten Probleme des Einzelnen im Privaten.
Diese Tendenz bringt einige Probleme mit sich. Viele Konfliktelinien verlaufen zwischen verschiedenen sozialen Gruppen, die sich pauschalisiert und verkützt die Schuld an gewissen Problemen zu schieben. Und das obwohl all diese Menschen maßgeblich von den gleichen oder ähnlichen Problemen betroffen sind, die sich nur in anderer Weise äußern. Konkret bedeutet dies: Während sich Alteingessene über den starken Zuzug beschweren, da dies unter anderem über steigende Mieten Druck auf ihre Mietsituation ausübt, leiden auch Zugezogene mit und ohne Migrationshintergrund unter diesem Problem im Gesamtzusammenhang der Gentrifizierung. Statt die Probleme als politische Probleme anzuerkennen und gemeinsame Lösungen zu finden, werden Probleme oft individualisiert und auf sich oder andere Personen(gruppen) verlagert. Bspw.: „Wenn ich meine Miete nicht mehr zahlen kann, muss ich eben umziehen!“ oder „Diese ganzen jungen Hipster werten das Viertel auf, weswegen die Mieten steigen!“

Transformatives Community Organizing (TCO)

Transformatives Communitiy Organizing (TCO) geht von dem Grundgedanken aus, dass die allermeisten alltäglichen Probleme sich letztlich auf politische und gesellschaftliche Strukturen zurückführen lassen bzw. sich mit diesen verknüpfen lassen. Auch wenn der Schritt, die eigene Situation nicht nur individuell zu betrachten, sondern sich auch in den Problemlagen anderer wiederzuerkennen oft gar nicht so leicht ist, wollen wir diesen Versuch wagen. Dafür müssen die Rahmenbedingungen für einen offenen und ehrlichen Austausch vorhanden sein. Mit dem Ansatz des TCO wollen wir die gemeinsamen Probleme der Menschen, die rund um die Eisenbahnstraße leben sichtbar machen. Der Austausch darüber wie gewisse Umstände individuell eingeordnet werden (Was ist der Auslöser? Wie äußert sich das Problem? Wie kann es gelöst werden?), ist hierbei zentral. Dies soll Möglichkeiten eröffnen, die Positionen der Anderen zu erkennen und zu verstehen. Erst dann ist die Grundlage gegeben, sich solidarisch zusammenzuschließen und  gemeinsame Probleme auch gemeinsam anzugehen. Der zweite Schritt, die eigene Situation im gesellschaftlichen Kontext und politischen Rahmenbedingungen zu betrachten, ist wesentlich dafür sich mit anderen für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensverhältnisse Aller einzutreten. Statt Probleme stark vereinfacht auf gewisse Personen(gruppen) zu verlagern oder diese als privat zu betrachten, müssen politische Lösungen angestrebt werden

Das Gemeinsame suchen!

Wir wollen eine Perspektive ermöglichen, in der eine individuelle Lösung nicht mehr das Ziel  ist. Das Gemeinsame, nicht das Trennende, soll der Ausgangspunkt für  eine politische Lösungsstrategie sein, die in der Lage ist, die verschiedenen Positionen im Stadtteil anzuerkennen und miteinzubeziehen. Die Praxis sieht vor, dass dafür viele kleine, praktische, methodische, gut organisierte, reflektierte und vor allem motivierte Schritte notwendig sind: Im ersten Schritt schauen wir uns den Stadtteil detaillierter an, um das heterogene Bild des Stadtteils in einer Karte sichtbar zu machen. (Stadtteilmapping) Wir führen Expert*innengespräche mit unterschiedlichen Akteur*innen aus dem Stadtteil, die einen ersten Einblick in die vielfältigen Problemlagen ermöglichen. In Veranstaltungen wie Vorträgen oder Diskussionsrunden sensibilisieren und aktivieren wir ein (bereits politisiertes) Publikum. Wir wollen Personen in einem zweitägigem Workshop als Projektpartner*innen gewinnen, um gemeinsam eine aktivierende Befragung durchzuführen, bei welcher Anwohner*innen ihre Sicht der Probleme schildern können. In den anschließenden Auswertungsprozess wollen wir alle Beteiligten (Expert*innen, Befragende und Befragte) einbinden. Dieser soll Ausgangspunkt dafür sein, einen Dialog zu starten und eine gemeinsame Lösungsstrategie zu entwickeln. 
Wir befinden uns auch auf einem Weg des Ausprobierens, welchen wir gemeinsam mit anderen Interessierten gehen wollen. Auch wenn wir schon ein paar Jahre stadtteilpolitische Arbeit machen, haben wir viele Fragen, aber dennoch die Zuversicht, dass wir während des Prozesses viel lernen werden. Dafür brauchen wir neue Perspektiven, Erfahrungen und Eindrücke, EURE Perspektiven!

+++ Workshopeinladung: Transformative Community Organizing +++

RAUS AUS DER BLASE.
RAUS AUF DIE STRAßE.
Die Eisenbahnstraße lebt von ihren Gegensätzen – Gibt es trotzdem Chancen auf eine gemeinsame politische Organisierung? Lässt sich übergreifende Solidarität aktiv herstellen?
  
Transformative Community Organizing (TCO) ist ein Versuch, eine  Grundlage für Solidarität zu schaffen, in einer Gesellschaft, die dafür  keine guten Voraussetzungen bietet (Individualisierung, Fragmentierung,  Prekarisierung). TCO ist ein Prozess dialogorientierter,  herrschaftskritischer, konfrontativer Basisorganisierung. Wir möchten  dich zu diesem TCO-Workshop einladen, der gleichzeitig Ausgangpunkt  für ein Organizing-Projekt im Leipziger Osten sein soll. Gemeinsam  wollen wir somit das Gelernte praktisch anwenden, um es nicht nur in  unseren Gehirnen oder Lebensläufen zu versauern lassen.
  
Wer? Na du und ich mindestens!
Wann? Samstag 29.09 & Sonntag 30.09.18 Start: 10 Uhr bis 18 Uhr
Wo? Kulturbüro, Mariannenstr. 101

Und was?

  • Samstag: Einführung in das Transformative Community Organizing, Weiterentwicklung des Stadtteilmappings Leipziger Osten, Vorstellung und Planung der Expert*innengespräche, Gemeinsame Aktionsplanung für Oktober
  • Sonntag: Einführung in die Methode der aktivierende Befragung,  praktische Übungsrunden, Gemeinsame Aktions- und Terminplanung Oktober

Anmeldung und Fragen unter zentrale@organize-leipzig.net

Es wäre schön, wenn ihr euch anmeldet und uns schreibt, damit wir möglichst gut planen können (Verpflegung etc.)
  
Das Gemeinsame suchen!
Das Politische erkennen!
ORGANIZE!
We need you!
Aufruf und Workshop

8. Juli 2018
von orgze
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„Wir sind nicht unbeteiligt, wir sind nicht unparteiisch, wir sind nicht unsolidarisch!“ Statement zum Konflikt um das Goldhorn und zwei Ladenprojekte

Liebe Alle,

wir möchten hiermit eine Stellungnahme zum Konflikt um das Goldhorn und die Ladenprojekte zur Lektüre anbieten. Diese Positionierung erscheint erst jetzt, da die Ereignisse einige Diskussionen bei uns entfacht haben. Das ist gut, weil es lehrsam ist, und schade, weil es uns von unserer eigentlichen politischen Arbeit abhält. Notwendig ist es aber allemal! Wir stellen fest: Wir sind nicht unbeteiligt, wir sind nicht unparteiisch, wir sind nicht unsolidarisch.

 

Die Faktenlage ist undurchsichtig. Wahr und Falsch liegen nah beieinander, insbesondere weil Fakten hier nicht nur Verträge und Gutachten bedeuten, sondern auch viele Jahre undokumentierte Ereignisse und Gespräche. Das heißt, die Fakten sind oft Interpretationen von Akteur*innen und von der jeweiligen Haltung gefärbt. Natürlich nährt sich der Konflikt wegen seiner Popularität von Unwissen, gefährlichem Halbwissen und Gerüchten und da scheinen Fakten ein gutes Gegenmittel. Wir glauben, dass es auch an den Ohren und den Mündern liegt was geglaubt und verbreitet wird. Bare Münze für Gerüchte: Ja manchmal will man auch hören, dass jemand scheiße ist! „Na klar! Hab ich schon immer gesagt!“ Doch mal den gesunden Zweifel anschalten und die Menschen direkt fragen. Unsere Empfehlung: fragt sie nicht nur nach den Fakten, sondern auch wie es ihnen geht!

Organize! Q-Tips: Für unseren Beitrag die Ohren zu polieren und den Zweifel zu wecken, wir erläutern in diesem Teil unsere Rolle, unsere Haltung und unsere Sicht auf den Konflikt.

 

Zu unserer Rolle:

Organize ist langjährige Nutzer*in der Ladenfläche 109. Wir nutzen die Räume zum Plenieren, um Veranstaltungen und Workshops vorzubereiten und abzuhalten und manchmal auch einfach, um abzuhängen und zusammenzukommen. Wir hatten und haben unzählige Pläne für unsere Nutzung und Gestaltung der Räume (Stadtteilbüro, Aktionsecke, kleine politische Leseecke, Offenes Nachbar*innen-Café, selbstbestimmtes Bildungswerk, u.v.m.). Die 109 stellt nicht nur für uns, sondern auch für viele andere Gruppen einen zentralen und in der Form unersetzbaren Raum für unser Aktiv-sein dar.

Organize hat personelle Überschneidungen mit den Orgateams der Ladenprojekte und ist seit den Vernetzungstreffen Ost vor über drei Jahren im intensiven Kontakt mit allerlei Akteur*innen und Initiativen im Stadtteil, insbesondere mit den unkommerziellen Ladenprojekten. Wir arbeiten kontinuierlich für den Austausch in diesem Netzwerk und dessen Erweiterung. Im Rahmen unserer Aktivität im Stadtteil haben wir auch das GH bereits für eine unserer Veranstaltungen genutzt und stehen mit früheren und derzeitigen Angestellten und Betreibern in sporadischem aber freundlichem Kontakt.

Organize war im Aktionsbündnis vertreten, hat mitdiskutiert, geplant und organisiert. Das Aktionsbündnis hat sich, entgegen der öffentlichen Darstellung durch das Goldhorn, nicht ausschließlich mit dem Konflikt um Goldhorn und Ladenflächen beschäftigt. Die Perspektiven, die Visionen und die Aktivitäten, die in dem Bündnis zusammengekommen sind, sind weiter aufgefächert als dargestellt. Sie enthalten nachbar*innenschaftliche Organisierung gegenüber staatlichem und wirtschaftlichem Druck, gemeinsame Nachbar*innenschaftsstrukturen sowie Versammlungen usw.

 

Zu unserer Perspektive:

Als erstes müssen wir akzeptieren, dass eine lebendige Stadtteilkultur einen Fächer grundverschiedener Lebensentwürfe bedeutet. Dabei haben wir auch viel gemeinsam. Der Stadtteil in dem wir Leben bestimmt unseren Alltag mit.

Was den unkommerziellen und den kommerziellen Läden gemeinsam ist, sind eben auch große Teile ihrer Nutzer*innen, Besucher*innen und Konsument*innen. Auch wenn einige Menschen nur das eine Angebot und andere nur das andere Angebot wahrnehmen, so gibt es auch eine große Überschneidungsmenge. Und natürlich verhalten sich nicht alle immer cool und rücksichtsvoll. Es geht also um Sensibilisierung: Das Goldhorn will als wirtschaftend akzeptiert werden und für Aufwand und Mühen honoriert werden. Dabei bedingt das Goldhorn die finanzielle Existenz für Betreiber(*innen) und Angestellte.

Die unkommerziellen Ladenprojekte wollen als Orte der gemeinsamen Verantwortung anerkannt und entsprechend behandelt werden, um letztlich gemeinschaftlich genutzt und gestaltet zu werden. Dabei bedeuten sie für eine große Anzahl an Menschen eine ideelle, insbesondere aber eine soziale Existenz. Wie schon oben bemerkt, wäre unser Engagement ohne diese Läden nahezu unmöglich. Für andere bedeuten Räume ohne Konsumzwang oder finanzielle Hürden eine Grundlage für soziales Zusammenleben. Es geht aber auch darum, dass die Ladenprojekte Orte darstellen, die regelmäßig für Solizwecke genutzt werden und so politisches Engagement, aber auch „privates“ Leben außerhalb der Möglichkeiten der Normgesellschaft, finanziell ermöglichen. Dass nicht klassisch gewirtschaftet wird, bedeutet keineswegs, dass nicht enorm viel Mühe, Lebenszeit und Liebe in die Projekte fließt. Auch an den Ladenprojekten hängen Existenzen!

Wir möchten darauf hinweisen, dass die Betreiber*innen des Goldhorn durch Legalisierung und / oder Eigentum eine strukturell mächtigere Position gegenüber der Ladenprojekte innehaben. Das macht aus ihnen keine schlechten Menschen. Aber Menschen mit Privilegien und vielerlei Möglichkeiten, die die Ladenprojekte nicht haben (sicher auch Zwängen und viel Verantwortung). Wir vermissen die konstruktiven Lösungsvorschläge gegenüber den Ladenprojekten und anderen Akteur*innen. Man muss sich nicht gegenseitig ausspielen.

 

Der Konflikt hat nicht eine Front & zwei Parteien!

Der Konflikt durchzieht den (ganzen) Stadtteil, aber nicht anhand einer klaren Linie und betroffen sind auch nicht bloß eine Handvoll Menschen. Es gibt die verschiedensten Argumente und verschiedensten Perspektiven, die in wechselnden Kombinationen von unzähligen Akteur*innen eingenommen und vertreten werden. Der Konflikt wird in allerlei Konstellationen diskutiert, es wird in Freund*innenkreisen und Gruppen gestritten und Menschen werden z.T. in Positionen gedrängt, die sie nicht einnehmen wollen. Aber es gibt auch Menschen, die in den endlosen Diskussionen wechselnd oder sogar für beide Seiten eintreten! Wir zollen allen jenen besonderen Respekt, die für eine Lösung auf Augenhöhe engagiert sind!

(Wir wissen von Menschen, die beim Goldhorn Geld verdienen und früher regelmäßig die Repro (Spendenakquise) in der 109 geschmissen haben. Es gibt Menschen, die schon un- und kommerziell Klos geschrubbt haben!)

 

Zu unserer Haltung:

Wir distanzieren uns nicht vom Aktionsbündnis, denn wir vertreten die selbe Haltung. Wir fordern den GEMEINSAMEN Erhalt der Ladenprojekte! Wir fordern diesen Erhalt im Zusammenwirken mit allen Menschen des Stadtteils, die ein Interesse an einer lebendigen und diversen Stadtteilkultur haben. Insbesondere mit denen, die die Ladenprojekte besuchen und dort konsumieren! Gerade jetzt in diesem Moment braucht es euer Interesse und eure zündenden Ideen für kreative Lösungen! Es braucht eure offenen Ohren und denkenden Köpfe!

Dem Goldhorn wollen wir sagen: Eigentlich haben wir doch alle von allem genug?! Es kommen immer mehr Menschen in den Stadtteil und bringen Ideen, Zeit und Geld mit. Wenn wir sie gemeinsam begrüßen, mit dem Vorhandenen vertraut und auf die Auswirkungen ihres Handelns aufmerksam machen, dann bedeutet es eine vielversprechende Zukunft für alle Projekte, Kneipen und Menschen im Stadtteil! Wir sind uns sicher, dass noch nicht alle Möglichkeiten in Betracht gezogen wurden! No need for Konkurrenz!

 

PS: Wir wollen das Goldhorn ausdrücklich bitten, ihr Statement bezüglich der Gewaltandrohungen und Anfeindungen zu präzisieren. Es ist essenziell wichtig, von welcher Art von Gewalt gesprochen wird und wer genau sie angedroht hat.  Durch die unpräzisen Formulierungen stellt das Goldhorn Statement eine (nicht zu akzeptierende) Diskreditierung der ehrenamtlich organisierenden Menschen der Läden dar, bzw. das Goldhorn nimmt diese in Kauf. Hier werden Menschen durch schwammige Formulierungen unter Generalverdacht gestellt und diskreditiert, die zu keiner Zeit solche Androhungen ausgesprochen haben oder generell Gewalt androhen geschweige denn anwenden würden.

 

Organize! – Vernetzung für Solidarität und kollektive Selbstermächtigung
Leipzig, den 08.07.2018

10. Juni 2018
von orgze
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Redebeitrag zur Kundgebung des Aktionsbündnis Ost bei Zufällig Osten 2018

Das Problem des Organisierung – Verhältnis von Kommerzialität und Selbstorganisation

Wir möchten unseren Redebeitrag mit drei Erzählungen aus dem Viertel beginnen:

1. Ein Haus in der Mariannenstraße, in welchem das Erdgeschoss von einem unkommerziellen
Ladenprojekt gemietet wird, soll verkauft werden. Die Hausgemeinschaft bekommt die Möglichkeit
das Haus zu kaufen, muss jedoch das nötige Geld kurzfristig aufbringen und schreibt hierfür einen
öffentlichen Aufruf. Aktueller Stand: Scheinbar läuft der Aufruf ins Leere, da keine Gruppe die
finanziellen Ressourcen, die organisatorischen Kapazitäten oder das Interesse hat das Haus zu
kaufen.

2. Ein Ladenprojekt auf der Eisenbahnstraße, welches einen Raum für Vorträge, Workshops, Plena
und beliebte Küfas bereitstellt, steht trotz hoher Anzahl von Nutzer*innen & Konsument*innen vor
dem Aus. Die Aktiven überlegen den Laden zu kündigen, da die Last der Ladenorganisation auf zu
wenige Schultern verteilt ist.

3. Ein Ladenprojekt auf der Eisenbahnstraße wird von immer weniger Menschen organisiert bis
letztendlich alle der „alten“ Ladenorganisationsgruppe das Plenum verlassen und einer neuen
Organisationsgruppe den Laden überlassen. Dieser Übergang löst bei den Vermietern eine
Unklarheit bezüglich der Ladensituation aus. Zudem kommt es immer wieder zu Finanz- und
Lärmproblemen, sodass das Verhältnis zu den Vermietern getrübt ist. Die Fronten verhärten sich
letztendlich in den Mietvertragsverhandlungen, welche aktuell abgebrochen wurden.

Zu all diesen Geschichten, so aktuell sie auch sein mögen, gibt es unterschiedliche Weisen sie zu
erzählen und zu interpretieren. Aus diesem Grund ist unser Text keine Kampfrede gegen das
Goldhorn. Wir wollen einen anderen Blickwinkel einnehmen: Das Verhältnis von Kommerzialität
und Unkommerzialität, wirtschaftszentrierter Organisation und kollektiver Selbstorganisation und
die Frage der Organisierung. Wann sterben selbstorganisierte Projekte aus oder warum überleben
sie? Und vielleicht auch: Wer trägt die Schuld?

Eine weit akzeptierte Meinung im Aktionsbündnis ist die Betrachtung der unkommerziellen
Projektläden als Commons, also als Gemeingüter, da diese von allen Menschen im Viertel genutzt
und organisiert werden können. Aus diesem Verständnis speist sich der Anspruch des
Aktionsbündnis diese Kundgebung unabhängig von den Ladenprojekten durchführen zu können
und diese politische Botschaft zu artikulieren. Wir als ORGANIZE! Leipzig zweifeln diese
Betrachtung der Läden als Commons an. Aktuell stellt dies nicht die Realität des
Organisierungsprozesses und der Nutzungskonzepte dar, sondern bleibt lediglich eine Utopie. Als
eine stadtteilbezogene Gruppe sind wir in verschiedenen Ladenprojekte im Viertel aktiv und können
sagen: Das Problem sind aktuell nicht nur Stress mit den Vermieter*innen. Das Problem liegt auch
in der Betrachtung der Projektläden als reine Konsumorte. Denn es gibt mehr reine
Konsument*innen als aktiv Engagierte, die Verantwortung übernehmen. Viele Projekte werden
gerade von wenigen Menschen organisiert, die an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Einige
Ladenprojekte überlegen, ob sie deswegen ihren Raum aufgeben müssen.

Natürlich sind diese Probleme nicht isoliert von Mietvertragsproblemen zu sehen und beeinflussen
sich gegenseitig. Die Hürde eines verbindlichen Engagement ist größer, wenn die Situation über die
Zukunft des Ladens unklar ist. Die schlechte Kommunikation der Betreiber des Goldhorns über die
Zukunft der Ladenprojekten 109 und ConHanHop ist hierfür bezeichnend. Trotzdem müssen wir
hier transparent bleiben und eine Illusion dieser selbstorganisierten Räume platzen lassen:
Sie organisierten sich nicht von selbst!
Sie werden von vielen Menschen selbst in einem
gemeinsamen Prozess organisiert und das kostet aktuell vor allem die Zeit & Nerven der
überlasteten Organisationsteams. Wenn du einige dieser selbstorganisierten Räume nutzt, weil du
dort lernst, etwas isst, etwas trinkst, einen Vortrag oder einen musikalischen Abend genießt, dann
gebe deine Verantwortung nicht mit deiner Spende ab. Frage dich, ob du nicht selbst mal etwas für
den Laden tun kannst. Spreche die Menschen im Laden an, schreib eine Mail, trifft dich mit ihnen
und übernehme Verantwortung für den Laden! DAS wäre ein wahres Verständnis der Läden als
Commons, also Gemeingüter. Die Reprodukionsarbeit, d.h. Putzen, Buchhaltung und jegliche
Organisationsaufgaben, gemeinsam zu tragen und die Räume offen für alle zu gestalten.

Natürlich ist es dann angenehmer in eine kommerzielle Kneipe wie das Goldhorn zu gehen. Das
Kloputzen wird erledigt, die Räume sind schön gestaltet, die Barschicht besetzt, die Getränke sind
kühler. Doch diese Sachen würden auch in unkommerziellen Läden besser laufen, wenn es mehr
Engagierte geben würde. Zudem ist die Idee und das Nutzungskonzept der Läden die offene,
kreative Gestaltung der Projekträume durch die Nachbar*innenschaft. Sie bieten euch damit die
Möglichkeit einen Raum zu bespielen. Etwas umzusetzen, was ihr schon immer umsetzen wolltet,
etwas auszuprobieren, aktiv zu werden. Seht die Läden nicht nur als Orte der Freizeit, des Spaß und
des Hedonismus an, denn sie sind mehr als das! Mit Blick auf das Goldhorn sagen wir: Die
selbstorganisierten, unkommerziellen Projekte sind keine Kneipen! Sie sind Orte der
Zusammenkunft an denen die individuelle ökonomische Situation nicht zum Ausschluss einzelner
Personen aus sozialen Räumen führt. Durch die Organisation auf Spendenbasis wollen die Projekte
einen sozialen Raum über die trennenden Grenzen finanzieller Möglichkeiten schaffen. Egal ob die
jeweilige Situation einen Spendenbeitrag von 3 Euro oder 50 Cent pro Getränk hergibt. Die
selbstorganisierten Projekte sind auch keine Dienstleister*innen! Sie sind Orte des gemeinsamen
Schaffens, der Kreativität, der Solidarität und der gegenseitigen Verantwortung. Gerade heute an
Zufällig Osten ist besonders deutlich zu sehen wie wertvoll, vielfältig und eindrucksvoll diese
selbstorganisierte Stadtteilkultur für den Zusammenhalt im Viertel ist. Es ist enttäuschend, dass die
Betreiber des Goldhorns dies leider nicht zu verstehen scheinen! Durch ihren unfairen und
unsolidarischer Umgang in den Mietvertragsverhandlungen haben wir den Eindruck, dass die
Betreiber des Goldhorns die Verdrängung von politischer und künstlerischer Stadtteilkultur in Kauf
nehmen, um den eignen Umsatz in ihrer Kneipe zu steigern.

Zwar stehen wir hier nun vor dem Goldhorn und dies ist der Auslöser dieser Kundgebung. Aber wir
stehen heute im Rahmen des Stadtteilfestes Zufällig Ostens auch vor der Kulturapotheke und vor
allem auch direkt an der Eisenbahnstraße mit ihrer wachsenden Anzahl an kommerziellen Läden.
Diese erhöhen durch ihre bloße Anwesenheit den Druck auf die selbstorganisierten und
unkommerziellen Projekte im Viertel. Diesen strukturellen Problemen (Aufwertung,
Mietpreisentwicklung, Gentrifizierung) können wir nur durch kollektive Selbstorganisation
entgegentreten. Einerseits hier und heute auf der Straße, um die Bedeutung dieser Läden für uns zu
zeigen, andererseits aber auch im Alltag: in der Buchhaltung, an der Toilette, im Getränkelager, auf
dem Plenum der Läden! Dies gilt übrigens nicht nur für Läden, sondern beispielsweise auch für
Hausgemeinschaften.
Schließt euch zusammen!

Deswegen bleiben am Ende dieses Textes zwei wichtige Appelle: Der Erste an die Betreiber des
Goldhorns: Nehmt uns diese Räume nicht weg! Seid nicht gegen uns, sondern für uns!
Unkommerzielle Stadtteilkultur sollte nicht durch kommerzielle Kneipen ersetzt werden.
Unsereserachtens habt ihr als ehemaliger Kulturraum in der rechtlichen Grauzone mit eurer
Pionierfunktion für die Subkultur im Leipziger Osten, jetzt jedoch legalisierte und kommerzielle
Kneipe im Rahmen der Aufwertungs- und Gentrifizierungsprozessen eine besondere Verantwortung
gegenüber den solidarischen Strukturen im Kiez!

Der zweite Appell richtet sich an euch Kundgebungsteilnehmer*innen und politisch Interessierte
und Aktive im Viertel: Nehmt die Betrachtung der Projektläden als Commons ernst und seid ehrlich
mit euch. Beteiligt euch an der Organisierung und an dem Betrieb der Läden. Putzt die Klos,
veranstaltet Vorträge, Workshops, Diskussionsabende, macht die Buchhaltung, bleibt solidarisch in
eurem Spendenbeitrag. Das macht Spaß und dabei ist alles lernbar, die Läden sind offen dafür.
Schön, dass ihr da seid! Organisiert euch, bildet Läden, Hausgemeinschaften und Projekte!
Organize!

Habt ihr Fragen, Anmerkungen oder Kritik?
Fragt ihr euch, was wir machen / wie wir aktiv sind?
Oder fragt ihr euch, wie ihr selbst aktiv werden wollt?

Schreibt uns eine Mail! zentrale[aet]organize-leipzig.net

Wir freuen uns über Rückmeldung!

3. Mai 2018
von orgze
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Selbstverständnis

Organize! – Vernetzung für Solidarität und kollektive Selbstermächtigung

Organize! ist eine stadtteilbezogene Gruppe politisch aktiver Menschen mit Handlungsfeld im Leipziger Osten. Wir verstehen uns als Gruppe, die strukturfördernde & themenübergreifende Politik etablieren will. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt dabei darin, widerständige und kreative Praxen auf lokaler Ebene zu bündeln und zu vernetzen.

Ohne uns einer politischen Strömung zuzurechnen, teilen wir die Vision eines guten Lebens für Alle. Das bedeutet für uns die konsequente Analyse und Kritik an den Herrschaftsstrukturen im Kapitalismus und die Opposition gegen diese. Im Besonderen stellen wir uns gegen alle gesellschaftlichen Praxen, die ausgrenzen, diskriminieren oder das Individuum an seiner Entfaltung und Selbstbestimmung hindern. Hingegen wollen wir das emanzipatorische Potenzial zwischenmenschlicher Beziehungen und solidarische Handlungsweisen fördern. Das sehen wir hier besonders in kollektiven Strukturen verwirklicht.

So wie es ist, ist es scheiße

Reformen für relevante, nachhaltige Veränderung werden oft in den bürokratischen Mühlen zerrieben oder verkommen zu lächerlichen Lippenbekenntnissen der parlamentarischen Politik. Da aber auch eine Umsturz des herrschenden Systems in näherer Zeit unwahrscheinlich scheint, vertreten wir eine transformative Haltung. Das heißt, Reformen immer mit Blick auf die grundlegende Veränderung des Systems oder in Vorbereitung auf ein Leben nach dem Kapitalismus anzustoßen. Kurz: so revolutionär wie möglich & so reformistisch wie nötig.

Vier Kernelemente unserer Arbeit:

Sensibilisieren bedeutet, sowohl aufmerksam für Diskriminierungen und Ungleichheiten zu sein, als auch auf diese aufmerksam zu machen. Sensibel auf das jeweilige Umfeld zu reagieren erfordert die grundlegende Offenheit für unterschiedliche Blickwinkel. Wobei sich Offenheit durch die Bereitschaft zur kontinuierlichen Selbstreflektion auszeichnet.
Politisieren heißt Probleme als solche zu benennen und, durch das Identifizieren von dahinterliegende Mechanismen, individuelle Betroffenheit zu gegenseitigem Verständnis & Solidarität umzuwandeln.
Aktivieren bedeutet, zu vermitteln, dass die Welt veränderbar ist und sich Veränderungen auch im Alltag umsetzen lassen. Im Kampf gegen Resignation gilt es, Handlungsmöglichkeiten mit der konkreten Lebenspraxis zu verknüpfen.
Organisieren ist die Strategie Vereinzelung entgegen zu wirken und Solidarität herzustellen. Für uns heißt das, Strukturen zu finden und aufzubauen, die Selbstermächtigung und kollektive Handlungsfähigkeit ermöglichen. Wir verstehen Organisierung als Prozess, der durch herrschaftsarme Gestaltung eine Veränderung der Gesellschaft schafft und so gesellschaftliche Normen hinterfragt.

Die Strategie

Unseren praktischen Wirkungsbereich sehen wir in der politischen Bildungsarbeit und dem Aufbau und der Unterstützung kollektiver Strukturen. In diesem Sinne versuchen wir unkommerzielle, selbstverwaltete Projekte, politische und soziokulturelle Akteur*innen als auch Einzelpersonen miteinander zu vernetzen. Kurz um: Wir organisieren Veranstaltungen und Möglichkeiten des Austausches. Dabei arbeiten wir mit bereits bekannten Konzepten wie Workshops, Vorträgen & Podiumsdiskussionen, entwickeln diese weiter und experimentieren mit neuen Formaten.

Das zentrale Nervensystem

Um unsere Vorhaben in die Tat umzusetzen, treffen wir uns wöchentlich zu einem gemeinsamen Plenum, auf welchem wir konsensbasiert entscheiden. Hier versuchen wir ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Theorie und Praxis zu finden und durch Reflektion der Erfahrungen unserer politischen Praxis immer hinzuzulernen.

Gelebte Emanzipation heißt zu versuchen auch den Prozess bereits so kackscheißefrei wie möglich zu gestalten und großen Wert auf Selbstreflektion und Reflektion in der Gruppe zu legen. Das Klima in der Gruppe ist uns also mindestens so wichtig wie unser Output.

Am Ende des Regenbogens

Goldtaler und ein emanzipierter, widerständiger Stadtteil, der seine revolutionäre Kraft aus kollektiver Selbstorganisation schöpft.

18. Februar 2017
von Organize
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Tagesflyer ist da!

Hallo, gleich geht’s los mit dem Vernetzungstreffen Ost #7 im Pöge-Haus, hier schon mal der Tagesflyer und die Beschreibungen der Workshops!

Aber keine Sorge, wir haben das Ganze auch noch ausgedruckt hier rumliegen, wir sehen uns dann in ’ner halben Stunde!

 

“Die Straße bleibt auf Crystal” – Workshop zu Sucht und Drogenkonsum
In diesem Workshop soll es um das Thema Sucht und Erfahrungen mit Drogenkonsumierenden im Leipziger Osten gehen. Die Initiative Suchtumgang & alternative Drogenpolitik wird gemeinsam mit euch, in Kleingruppenarbeit, herausstellen, was es bedeutet süchtig zu sein, welche Erfahrungen mit Sucht verbunden werden und wie das Bild von Drogenkonsumierenden gesellschaftlich gezeichnet wird. Dieser Workshop richtet sich an alle Menschen, die sich mit dem Thema Drogen und Sucht auseinandersetzen wollen. Vorwissen oder Erfahrungen sind dabei keine Voraussetzung zur Teilnahme.

Queerfeministische Intervention in Großbündnisse – Der EMA-Block beim CSD
Das Bündnis für einen emanzipatorischen Block auf dem Leipziger CSD hat sich aus dem Anspruch heraus gegründet, der Vereinnahmung von ursprünglich linksradikalen Ereigniszen, wie dem CSD, etwas entgegen zu setzen. Aus diesem Grund versuchen wir seit drei Jahren über unsere Teilnahme am Großbündnis des CSD zu intervenieren, eigene Inhalte zu setzen und ein Publikum zu erreichen, das sonst nicht im Verdacht steht Teil linksradikaler Organisierung zu sein. Wie das funktioniert und mit was für Schwierigkeiten aber auch Erfolgen das einhergeht, darüber wollen wir mit euch ins Gespräch kommen. Wer wir sind, was wir machen und was für dieses Jahr geplant ist, wird ebenfalls Thema sein.

Vernetzung – Warum das alles? Methodische Erläuterung und Anwendung für Organisierung
Dieser Workshop soll mit dem Verständnis von Vernetzung vertraut machen, auf dessen Grundlage seit etwa 2 Jahren das Vernetzungstreffen Ost organisiert wird. Wir haben dafür unseren Ansatz als Methode aufgearbeitet und freuen uns, ihn gemeinsam mit euch auf laufende Projekte und Ideen für die Zukunft anzuwenden.
Vernetzung ist eine Strategie, die allgemeine Handlungsfähigkeit zu steigern und verfolgt das Ziel gemeinsam Handeln zu können. Konkret beinhaltet sie das Nutzen von sozialen Netzwerken für politisches Handeln. Ganz im Sinne: “Der Zweck bestimmt die Mittel” geht es bei Vernetzung darum, zu klären welche Form der Gemeinschaft für das gemeinsame Handeln angestrebt wird.

Aktivierende Befragung – Workshop zur Methode
Man munkelt sie sei das Schweizer Taschenmesser unter den politischen Werkzeugen, andere tun sie als Verschnitt der Zeugen Jehovas ab. Doch was steckt wirklich hinter der Aktivierenden Befragung? Dieser sehr praxisorientierte Workshop wird die Methode der Aktivierenden Befragung im Rahmen von Transformativen Community Organizing näher beleuchten. Ziele sollen dabei das Kennenlernen der Methode und erste Erprobung in Form von Rollenspielen sein. Neben den Inhalten soll es auch darum gehen, Personen kennenzulernen, gemeinsam ins Gespräch zu kommen und bestenfalls Gleichgesinnte für das eigene politische Wirken zu finden.
<strong>
Stadt, Land, Utopie – Austausch zwischen Initiativen und Bewohner*innen Leipzigs und dessen Umland </strong>
Denken wir das Ländliche und das Städtische in unseren Utopien gleichermaßen mit? Diese Frage beschäftigt uns und deswegen wollen wir mit euch in einen Austausch treten, euch und eure Projekte kennenlernen, Ideen erarbeiten und an gemeinsamen Handlungsweisen planen. “Der Lepziger Osten endet nicht in Sellerhausen”, deshalb wollen wir diesmal bewusst über die Stadtgrenzen hinausschauen. Thematisch soll es um das Verbinden von Kämpfen auf Stadt und Land, gemeinsames Lernen, Austausch und Solidarität gehen.

Überraschungsworkshop
Dieser Workshop bleibt bis zum 18.02.17 eine Überraschung und wird erst mit Beginn des VTO angekündigt. Ihr habt den Beginn verpasst? Halb so wild: Im OpenSpace im Pögehaussaal findet ihr nochmal alle relevanten Informationen sowie Raum für offene Diskussionsrunden.

OpenSpace
Der OpenSpace ist ein offener Raum den ihr für euch nutzbar machen könnt. Es sind noch spannende Fragen aus der letzten AG offen oder ihr wollt gemeinsam weiter Ideen entwerfen? Hier wird das möglich sein. Neben Kaffee und Kuchen bieten wir euch, sofern gewünscht, Moderation für euer Gespräch an.

Nachtreffen

Seid herzlich zum Nachtreffen in der E109 am 24.02.17, 18:00 eingeladen. Hier wird es Platz für Feedback, Kritik und Aufgreifen von Ideen geben.
Oder schreibt uns: <strong>vernetzungstreffen-l.ost@riseup.net</strong>

8. Februar 2017
von Organize
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Vernetzungstreffen Ost #7 18.02.17

Liebe Bewohner*innen des Leipziger Osten,
liebe Interessierte,

seid hiermit herzlich eingeladen zum Vernetzungstreffen Ost #7, einer Plattform für stadtteilpolitischen Austausch im Leipziger Osten.
Mit den Themen:
Stadt, Land, Utopie – Austausch zwischen Initiativen und Bewohner*innen Leipzigs und dessen Umland
Vernetzung – Warum das alles? Methodische Erläuterung und Anwendung für Organisierung
“Die Straße bleibt auf Crystal” – Workshop zu Sucht und Drogenkonsum
Queerfeministische Intervention in Großbündnisse – Der EMA-Block beim CSD
Aktivierende Befragung – Workshop zur Methode
Bleibt vorerst eine Überraschung

Außerdem wird es einen OpenSpace zum informellen Austausch bei Kaffee und Kuchen, Abendschmaus und Bier geben. Seid dabei!
Wir freuen uns auf euch!

 

Weitere Infos folgen demnächst!

 

 

15. Januar 2017
von Organize
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Vernetzung – ein politischer Ansatz

Liebe Leser*innen, 
die folgende Text-Sammlung ist nun mehr vor fast anderthalb Jahren enstanden. Damals als Versuch den Ansatz der „Vernetzung“ auf dem die Organisation des Vernetzungstreffen Ost und des Vreitags basierte, darzustellen und verständlich zu machen. Geschrieben haben wir die Texte damals als Personen aus dem offenen Orga-Kreis dieser Veranstaltungen. Doch in der Zwischenzeit hat sich einiges getan. Es sind alte Gesichter gegangen und neue dazugekommen. Wir beschäftigen uns mit weit mehr, als nur der Orga-Arbeit für diese beiden Veranstaltungen. Im Zuge dieser Prozesse haben wir Anfang 2017 beschlossen uns als offene Stadtteilpolitische Gruppe „Organize!- Vernetzung für Solidarität und kollektive Selbstermächtigung“ neu zu gründen. Daher ist dieses „Selbstverständnis“ nicht mehr als ein solches zu begreifen. Nicht, dass wir von unserem Ansatz abgeschworen hätten oder die Organisation des Vernetzungstreffen Ost nun an den Nagel hängen würden, aber diese Text-Sammlung gibt nun nur noch einen Teil unserer Arbeit wieder und einige Arbeitsabläufe oder auch das Format des Vernetzungstreffen haben sich verändert. Wir stecken immer noch bis zum Hals in diesen Gruppenprozessen und ein Ende ist so schnell nicht abzusehen. Wir wollen dennoch diese Sammlung als solche unverändert lassen, zum einen weil sie ein wichtiger Schritt in eben jenem Prozess darstellt, aber auch weil die Kapitel 2 & 3 immer noch einen guten Einstieg bieten, um unsere Arbeit und die Motivation dahinter begreifen zu können. Stattdessen wollen wir nun weitere Text-Sammlungen, Thesenpapiere und Statements verfassen, um unsere Arbeit vollständig zu beschreiben. Ihr dürft euch also auf weitere Veröffentlichungen freuen!

Viel Spaß beim lesen! -> Hier der Text!